Heidiland Cup 2022

Ein toller Wettkampfabschluss der Saison 2021/2022 im Turnwerk in Mels

Der Heidiland Cup fand am 28.Mai 2022 im Turnwerk in der Südostschweiz statt. Den Start machte die EP Gruppe. Sehr früh aufstehen ist eines, weit fahren ist noch etwas anderes. Tim war krank, wollte es aber trotzdem probieren den letzten Wettkampf der Saison zu turnen. Der Einsatz von ihm und seine Familie war gross, aber es ging nicht. Wir meldeten ihn ab und sie kehrten um 8 Uhr morgens nach Hause zurück. Die restlichen vier Turner wärmten sich auf und versuchten so wach zu werden. An den Geräten schlichen sich dann bereits Fehler ein, wie einknicken beim Schwingen am Barren oder ständiges Einstürzen beim Kopfstand... Aber es war halt noch früh. Um 9:15 Uhr war bereits Wettkampfbeginn. Alle Turner, die nicht gerade im Einsatz waren, hielten sich im Bänklipark auf. Da der Wettkampf in der Trainingshalle Turnwerk Südostschweiz Mels stattfand war es nicht möglich, in der Nähe der einzelnen Geräte zu sitzen. Der Platz war begrenzt gross und die Geräte wie in einer Kunstturnhalle üblich, schön in Matten eingebettet. Zum Turnen war eigentlich alles perfekt, wenn da nur die Müdigkeit und Nervosität nicht gewesen wären. Man sah als Eltern und Leiter zum Teil grosse Fortschritte in den Übungen gegenüber den Wettkämpfen zuvor. Leider schlichen sich die Fehler vom Einturnen oft ein und es gab sogar Überraschungen, wo Elemente so schön gelangen, dann aber ein Sturz folgte. Die Kampfrichter hatten also einiges zu tun aber natürlich nicht nur wegen uns.

Die noch sehr jungen Turner konnten über die Saison sehr viel an Erfahrung tanken. Hoffen wir, dass sie viel mitnehmen können und ihr Training vielleicht noch etwas anpassen. So können wir bald in die Sommerpause und uns auf die neue Saison freuen.

Jon-Erik wurde mit 68.100 Punkten 24., Juri mit 66.825 P 26., Elias mit 66.025 P 31. und Rico mit 58.125 P 43.

 

Dieser letzte Wettkampf der Saison war gleichzeitig auch jener mit der stärksten Konkurrenz in der Stärkeklasse P1. Es waren da nicht nur Turner aus einem regionalen Leistungszentrum, sondern gleich aus mehreren. Die Liste war so lang, dass man sich auch hätte fragen können, wer denn da noch in einem Verein turnte. Unsere Wetziker P1-er liessen sich von dem aber nicht beeindrucken. Mit dem Startgerät Boden versprach dieser Wettkampf auch ein guter Wettkampf zu werden. Am Boden nämlich kommt es von allen Geräten am meisten auf Haltung und Spannung an. Denn vor allem bei der Haltung purzeln die Endnoten wie Regentropfen von einem Lotusblatt. Die Wetziker sind aber noch frisch und fokussiert und so starten sie sehr erfolgreich in den Wettkampf. Das Pferd war ebenfalls solide. Einzig Ilian war sich nicht ganz sicher, ob er seine Beine nicht doch noch etwas besser hätte strecken können. Ich als Trainer bin aber zufrieden und die Note zeigt dies auch, doch Ilian bleibt selbstkritisch. Es ist denn auch nicht nur die Wettkampfvorbereitung an sich, die einen guten Wettkampf ausmachen, sondern auch die mentale Stärke. Diese entwickeln sich erst mit der Zeit und besonders an den Wettkämpfen selbst. Wollte Ilian am letzten Wettkampf noch vor der ersten Hälfte des Wettkampfs aufgeben, weil nicht alles 120% besser ging als im Training, so behielt er heute die Fassung. Denn er wusste, dass auch der Erstplatzierte noch 4 Geräte zu turnen hatte, um sich auch wirklich «Erster» nennen zu dürfen. Der Wettkampf dauert bekanntlich 6 Geräte lang. Genauso lange müssen alle durchhalten. Und so zeigte sich nun an diesem letzten Wettkampf der Saison, wie die vorhergehenden Wettkämpfe unsere Turner auch moralisch einiges gelernt haben. An den Ringen stimmte dann die Kampflust bei Ilian wieder, auch angespornt dadurch, dass er gesehen hatte, dass auch bei den anderen der Wettkampf nicht immer optimal verläuft. So vergab Finn den Zugstemmen-Bonus an den Ringen gleich vor ihm. Ein Element, das Finn als erster der Gruppe gelernt hatte und eigentlich für Finn kein Problem hätte sein sollen. Doch der Tag war lange für Finn und so kam es, dass er hier wichtige Punkte verschenkte. Trotz diesem kleinen Malheur blieb er aber gelassen und kämpfte sich erfolgreich durch den verbleibenden Wettkampf. Die restlichen drei Geräte vergingen wie im Flug. Überhaupt war dieser Wettkampf ein Turbo-Wettkampf. Keine 60 Minuten nach Wettkampfbeginn war der Wettkampf auch schon wieder vorüber. Auch wenn nicht alles immer funktioniert hat, so war dies doch im Grossen und Ganzen ein ganz solider Wettkampf und würdiger Abschluss der Wettkampfsaison. Speziell an diesem Wettkampf war, dass nicht nur alle einen kleinen Einheitspreis (Schlüsselanhänger und Schorle) erhalten haben, sondern auch eine Medaille. Eine schöne Erinnerung ans P1, denn für einige wird dies wohl der letzte Wettkampf in dieser Stärkeklasse gewesen sein.  

 

Da ich schon einige Rüffel gekriegt habe betreffend verspäteter Wettkampfberichte, habe ich mich dazu entschlossen den Wettkampfbericht fürs P2 gleich am Wettkampf selbst zu schreiben (danke J, Anm. der Redaktion). Die Gruppen sind genug gross und mit nur einem Turner am Start gibt es genug Zeit zwischen den Geräten ein paar Zeilen niederzuschreiben. Zudem betreut sich Edgar zuweilen selbst fast besser als mit einem richtigen Betreuer. Er weiss ganz genau, wann er dran ist, und das Wechselspiel von kurzen und langen Hosen und Leder an- und abziehen hat er im Griff wie ein echter Profi. Dies gibt nun die Gelegenheit für einen etwas ausführlicheren Bericht.

Zum Einturnen etwas knapp (man kennt es eigentlich nicht anders), hat Edgar meine Nerven schon mal etwas ausgetestet. Während alle bereits am Einturnen sind, tschalpet Edgar lässig in die Turnhalle mit einer etwas verlegenen Miene, weil er doch auch wohl lieber doch etwas eher da sein wollte. Zum Glück braucht er sonst nicht viel Aufwärmzeit. Die Halle ist durch den Tag auf «angenehme» 28.5° C aufgeheizt, was ein langes Bewegen überflüssig macht. Etwas Dehnen und ab an die Geräte. Bei Edgar geht es mehr darum die Geräte etwas zu fühlen und kennenzulernen. Die Elemente hat er im Training gelernt. Grosse Sprünge am Wettkampf gibt es auf seinem Niveau nicht mehr. Somit ist das Einturnen eine geschmeidige Sache. Doch nun zum Wettkampf:

 

Pferd: Edgar legt einen optimalen Start. So schöne Beidbeiner hat er schon lange nicht mehr gezeigt. Der Superbonus hat er auch hinbekommen. 8 Beidbeiner am Langpferd. Diese schafft er oder eben nicht. Heute aber wollten sie aber funktionieren. Leider wurde er aber nicht angerechnet. Nicht weil er den Bonus nicht schön geturnt hätte. Doch bei 8 Beidbeinern liegt für jedes Kreisen nur maximal 1 Zehntel Abzug drin für die Anerkennung des Bonus. Etwas, was fast keinem gelingt. Edgar kann aber trotzdem stolz auf seine Leistung sein, denn so schön, hat er den Superbonus noch nie gezeigt.

 

Ringe: Beim kurzen Einturnen vor dem Gerät wurde Edgar von der eifrigen Trainerin aus Ebikon ermahnt die Arme zu strecken. 9 Zehntel würde sie ihm total dafür abziehen. Je 3 Zehntel für den Stütz, den Winkel und nochmals für den Stütz. Sie hatte ihm schon die Anzahl Ränge ausgerechnet, die ihm diese schludrige Haltung geben würde. Angespornt von dieser ruppigen doch nötigen Rückmeldung hat dieser Teil der Ringübung auf wundersame Weise geklappt. So schön gestützt hat Edgar schon lange nicht mehr. Eine Ausführung, auf die Edgar selbst nach seiner Übung auch sehr stolz darauf war. Einzig die Schwünge zum Schluss der Übung sind dann etwas schief geraten, weshalb nun Edgar auch unter dem Beinamen «Seitwärtsschwinger von Wetzikon» bekannt ist. Trotz diesem Fauxpas hat Edgar aber die Haltung behalten und es wurde ihm dafür nur ein kleiner Technikabzug gemacht. Edgar ist also noch im Rennen.

 

Sprung: Beim Einturnen wollten ihm die Überschläge einfach nicht gelingen. Das Timing und der Einsprungwinkel waren irgendwie nicht so wie sonst. Edgar liess sich aber davon nicht beeindrucken und konnte seine übliche Wettkampfform dann, als es zählte, abrufen. Er überzeugte die Kampfrichter mit einem überwältigenden Stütz auf dem Bock gefolgt von einer unglaublichen Flugphase. Die beiden Riesenschritte danach statt einer Punktlandung zeugten von dieser Wucht. Die Kampfrichter liessen ihm diese Schritte durchgehen zugunsten der vorher gezeigten Flugphase, für die er schon am vorhergehenden Wettkampf von der strengen Trainerin aus Ebikon gerühmt wurde.

 

Barren: Das Zittergerät mit dem Zitterelement Handstandschwingen am hohen Barren. Zum Glück war Edgar hier gleich als zweiter dran. Bei den bisherigen Wettkämpfen hat dieser Übungsteil im Einturnen jeweils einwandfrei geklappt, am Wettkampf selbst jedoch noch nie. Nun haben wir die Strategie geändert: Beim Einturnen nur Übungsschwünge, die Handstandschwünge dann dem Wettkampfdurchgang überlassen. Zusätzliche Motivation gab ihm auch Beni vom TV Wädenswil, der etwas schwächer als Edgar ist, aber das Handstandschwingen souverän gemeistert hat. Wenn sogar Beni das kann, dann sollte das für Edgar eigentlich keine grosse Sache sein. War sie aber doch. Edgar aber, der doch ein gesundes Mass an Ego hat, hat all seinen Mut zusammengenommen und zimmerte programmgemäss einen Handstand auf den Barren mit dem erforderlichen 3-Sekunden-Stand gefolgt von einem Schwung in den Handstand mit Wende. So hatte Edgar noch zum letzten Wettkampf hin den Pflock herausgenommen und so geturnt, wie wir es von ihm vom Training gewohnt sind. Vier Geräte und Edgar ist noch im Rennen. Zu diesem Zeitpunkt ist Edgar im soliden Mittelfeld, wohlwissend, dass noch nicht ganz alle Noten aus dem 4. Durchgang eingetroffen sind.

 

Reck: Souveräne Übung. Kommentarlos. Edgar war so fokussiert, dass er sich beinahe bei dem falschen Kampfrichterpärli abgemeldet hätte. Nach 5 Geräten. Und als erster, der die Note vom 5. Gerät erhalten hat, war er im Live-Ticker kurze Zeit auf Rang 2. Ein Platz, den er als letzter vom Boden, dem letzten Gerät, wohl nicht mehr erhalten wird, auch nicht zwischenzeitlich.

 

Boden:  Der Überschlag Salto, eine Bonuskombination, die Edgar turnen wollte, um dem verhassten Überschlag auf 1 Bein auszuweichen, wollte ihm im Einturnen einfach nicht gelingen. Für den Boden fehlten Edgar an diesem Tag die spritzigen Beine. Also alles zurück und wieder ohne Bonus. Jetzt muss er die Beine strecken beim Überschlag auf 1 Bein gefolgt von einem Überschlag auf beide Beine, denn sonst versaut er sich den bisher sehr erfolgreichen Wettkampf. Noch hat er gut 1 Punkt Vorsprung zu seinem Rivalen Ari aus Hegi. Aber Edgar muss auch noch einen Endo turnen, den er eher schlecht als recht beherrscht, und einen Spagat, für dessen Pannendreieck Edgar seit klein auf berüchtigt ist. Elementemässig konnte er ohne Überschlag Salto nicht mehr Punkte erzielen als Ari, somit musste es die Haltung richten. Geholfen hat dabei sicherlich auch, dass Edgar nicht nur letzter Turner am Boden war, sondern des gesamten Wettkampfs überhaupt. Edgar behielt die Nerven und turnte eine phänomenale Übung. 

 

Der letzte Wettkampf dieser Saison war sicherlich auch gleich sein erfolgreichster. Kein anderer Wettkampf vorher ist ihm so gut gelungen. Dies hat Edgar dann zum 19. Platz an seinem ersten Internationalen Wettkampf (Österreich war auch dabei) gereicht. Ari wurde mit gut 2.7 Punkten Abstand drei Ränge hinter Edgar eingereiht. Da die Turner vom RLZ nicht dabei waren, war es nun Edgar, der beim Heidiland Cup der beste Zürcher war.

 

 

Ein genussvoller Wettkampfsamstag mit vielen positiven Momenten als Abschluss der Turnsaison 21/22!

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